Bei Mähdreschern für Reis und Weizen sei der Mechanisierungsgrad in Indien mit 60 – 70 % am höchsten. (Foto: Claas)
In Indien läuft die Technisierung der Landwirtschaft auf Hochtouren, während es in Deutschland im Grunde nur noch um Ersatzbeschaffungen geht. So sei laut einem Länderbericht des BMEL der Mechanisierungsgrad der indischen Landwirtschaft mit insgesamt unter 50 % gering, bei Mähdreschern für Reis und Weizen (60 – 70 %) am höchsten, am geringsten bei Maschinen für Aussaat und Pflanzung (29 %). Knapp 40 % der Betriebe mit mehr als 10 ha würden über einen Traktor verfügen, bei den Kleinbauern sei es nur einer von Hundert.
Dies ist eine Erkenntnis, meiner letztjährigen Reise nach Indien, genauer nach Mumbai und Bhuj. Als Jurymitglied für den begehrtesten Award der Traktoren-Hersteller weltweit, sprich „Tractor of the Year“, bin ich gemeinsam mit rund 50 europäischen Journalisten und Vertretern der Traktorenhersteller mitten in der Nacht in der Millionen-Metropole angekommen. Während der knapp einstündigen Fahrt zum Trident Hotel war bereits ersichtlich, dass Indien ein Land der Gegensätze ist: extrem arm vs extrem reich! In dem nachfolgenden Beitrag finden Sie viele Branchen-Insights über die Hersteller-Szene des bevölkerungsreichsten Landes auf dem Globus. Nehmen Sie sich die Zeit zum Lesen: der Erkenntnisgewinn ist garantiert!
Indien, das siebtgrößte, aber bevölkerungsreichstes Land der Erde
In vielen Medien wurde darüber berichtet, dass Indien irgendwann im Laufe des Jahres 2022 mit 1,4286 Milliarden Einwohnern China mit 1,4257 Milliarden Menschen als bevölkerungsreichstes Land abgelöst habe. Auf Platz drei folge mit weitem Abstand die USA, in denen 340 Millionen Menschen leben sollen.
Mit einer Fläche von 3,287 Millionen Quadratkilometer ist Indien jedoch nur das siebtgrößte Land der Erde und gilt nach den USA, China, Japan und Deutschland als die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt. Beim Bruttoinlandsprodukt je Einwohner rangiert das Land jedoch mit nur 2.500 US-Dollar im Jahr 2023 und prognostizierten 2.730 US-Dollar in 2024 laut Statista jenseits der 100er-Grenze (laut Wikipedia Stand Oktober 2023 auf Rang 146).
Warum ich Ihnen das erzähle: weil in den 29 Bundesstaaten und 7 Unionsterritorien rund 137 Millionen Landwirte – von denen rund 85 % weniger als zwei Hektar bewirtschaften – nicht nur die Bevölkerung weitgehend autark versorgen. Mit einem Anteil von 43 % wäre die Landwirtschaft trotz rückläufiger Tendenz immer noch der größte Arbeitsmarktsektor. Und trotz seiner kleinen Betriebsstrukturen sei Indien weltweit der zweitgrößte Produzent von Reis, Weizen und Zuckerrohr sowie größter Obst- und Milcherzeuger. Laut einer Projektanalyse des BMEL befinde sich gut die Hälfte des gesamten Rinderbestandes der Welt in Indien. Noch vor Brasilien und Argentinien sei Indien mittlerweile der größte Rindfleisch-Exporteur (vor allem Büffelfleisch) der Welt.
Das Umsatzvolumen der indischen Landwirtschaft wird mit 350 Milliarden Dollar angegeben, der Exportanteil soll bei um die 60 Milliarden Dollar liegen. Nur zum Vergleich: laut Statista hat Deutschland im Jahr 2022 Agrargüter im Wert von 222,9 Milliarden Euro importiert und gleichzeitig im Wert von 91,4 Milliarden exportiert – wobei der Produktionswert der deutschen Landwirtschaft laut BZL nach ersten Schätzungen in 2023 nahezu konstant zum Vorjahr bei rund 76,3 Milliarden Euro gelegen habe.
Indien bewirtschaftete 2017 (jüngere Daten spuckte Google nicht aus) eine Ackerbaufläche von rd. 156,5 Mio. ha. Da 57,5 Mio. ha für mehr als eine Ernte im Jahr genutzt wurden, betrug die tatsächlich genutzte Anbaufläche (Bruttofläche) rd. 200 Mio. ha. Weitere über 30 Mio. ha wurden anderweitig landwirtschaftlich genutzt (Weideflächen und Baumbestand). Hinzu kommen 71,8 Mio. ha forstwirtschaftlich genutzte und 25,6 Mio. ha stillgelegte Flächen.
Die landwirtschaftliche Anbaufläche kann nur zu ca. 46 % bewässert werden, ist mit 67,3 Mio. ha. netto trotzdem das Fünffache des gesamten deutschen Ackerlands. Durch die Möglichkeit mehrfacher Ernten im Jahr beträgt die bewässerte Bruttofläche sogar 96,6 Mio. ha.
Mit diesen Zahlen im Hinterkopf sollten Sie den nachfolgenden Vergleich der Zulassungszahlen für Traktoren im April 2024 in Deutschland (3.422 Einheiten, plus 15,9 % zum Vorjahresmonat) mit den Verkaufszahlen in Indien (76.945 Traktoren, minus 2,1 % zum Vorjahresmonat) einmal auf sich wirken lassen!
Indischer Traktorenmarkt prosperiert
„Tractor Junction“ gilt als Indiens führender digitaler Marktplatz zum Kaufen, Verkaufen, Finanzieren, Versichern und Warten von neuen/gebrauchten Traktoren und landwirtschaftlichen Geräten. Was die Kollegen nicht nur die Verkaufszahlen für Landtechnik auf dem Subkontinent Monat für Monat publizieren, ist sicherlich nicht nur für mich faszinierend!
Wie in der Überschrift bereits zu lesen, werden für Indien im Jahr 2023 mit 915,474 verkaufte Traktoren 0,37 % mehr als in 2022 ausgewiesen.
Die Traktorverkäufe in Indien sind vier Jahre in Folge gestiegen. Am stärksten mit 12,6 % gegenüber dem Vorjahr im Jahr 2021 auf 903.724 Einheiten. Im Kalenderjahr 2023 stieg der Gesamtabsatz im Vergleich zum Vorjahr um weniger als 1 % auf 915.474 Einheiten.
Obwohl sich in Indien viele der international agierenden Hersteller tummeln, wird der Markt weitgehend von den vier einheimischen Produzenten dominiert, die im Gesamtjahr 2023 auf einen Marktanteil von über 84 % kommen:
➡ Mahindra (einschließlich M&M-Group),
➡ Tafe Group (zusammen mit Farm Equipment Limited und insgesamt 40 weiteren Unternehmen Teil der Amalgamations Group von Mallika Srinivasan, die bekanntlich unter anderem im Aufsichtsrat von AGCO sitzt als größte Einzelaktionärin und Lizenznehmerin von Massey Ferguson aber auch von TATA Steel),
➡ Sonalika (in Europa durch die Marke Solis bekannt) und
➡ Escorts (Kubota hatte schon seit längerem eine Beteiligung von 9,9 % an dem Unternehmen und diese in 2022 um weitere 28,4 % aufgestockt).
Nach den von Statista gesammelten Daten hat Mahindra im letzten Geschäftsjahr in Indien mehr als 389.000 Traktoren verkauft. Hinter den 4 indischen Herstellern folgte John Deere mit 82.700 verkauften Einheiten vor New Holland mit 35.400 Traktoren und Kubota mit 25.700 Einheiten.
Den ersten Platz in der indischen Schlepperliga belegt seit Jahren Mahindra (MM+PTL) gefolgt von Tafe, mit den Marken Massey Ferguson und Eicher. An Platz drei steht ITL mit den Marken Sonalika und Solis. An vierter Stelle ist auch schon seit Jahren Escort platziert mit Farmtracs und Powertracs vor John Deere und New Holland.
Die Traktoren werden in Indien zu einem Großteil als Transportmittel eingesetzt. (Foto: Dänzer)
Der indische Traktor habe im Schnitt 50 PS, Hinterradantrieb, ein einfaches mechanisches Getriebe, Zapfwelle und einen Vierzylindermotor. Eine Kabine gebe es häufig trotz der hohen Temperaturen nicht. Die Klimaanlage der Kabine würde zusätzlichen Diesel verbrauchen, bei umgerechnet 80 Euro ct/l ein echter Kostenblock für den hiesigen Landwirt. Und statt Frontlader setze man für die Hoflogistik auf Muskelkraft.
Grundsätzlicher diene ein Traktor als Transportmittel im Nahverkehr – er verbringe viele Stunden auf der Straße und komme dadurch jährlich auf 500 bis 1.000 Betriebsstunden. Der durchschnittliche Neupreis der Traktoren bewege sich so bei umgerechnet 9.000 Euro.
Mahindra & Mahindra, der nach Stückzahlen größte Traktorenhersteller der Welt
Der 1945 gegründete Konzern betreibe außer der Landtechnik-Sparte noch 21 andere. Er habe mehr als 260.000 Beschäftigte und bereits im Jahr 2018 über 20 Mrd. US-Dollar umgesetzt, 57 Prozent davon mit den Sparten Automotive und Landtechnik.
Mahindra konzentriere sich bei den Traktoren vorrangig auf das Leistungssegment zwischen 15 und 120 PS, und habe nach eigenen Angaben schon im Finanzjahr 2019 mehr als 330.000 Traktoren produziert. Der M&M-Marktanteil für Traktoren in Indien liege schon seit Jahren immer über 40 Prozent.
Die Kollegen von „Tractor Junction“ haben über Mahindra geschrieben: „Das Geschäftsjahr 2023 war das beste Jahr für den Mahindra-Traktor. Das Unternehmen konnte mit 407.545 Einheiten den höchsten Jahresabsatz aller Zeiten verzeichnen. Damit erreichte das Unternehmen einen neuen Meilenstein im Landmaschinenbereich.“
Der Agritechnica-Messestand von Mahindra im Jahr 2017.
Mahindra verfolgt seit Jahren seine internationale Expansions-Strategie
In Europa erstmals so richtig in Erscheinung getreten ist der Konzern mit seinem auffallenden Messestand auf der Agritechnica 2017. Da zeigte Mahindra mit den Partner Mitsubishi Mahindra Agricultural Machinery aus Japan, Sampo Rosenlew aus Finnland und Hisarlar aus der Türkei ein breites Spektrum an Landtechnik. Ein Jahr zuvor hatte Mahindra 3 % von Sampo übernommen, im Dezember 2020 erhöhte man die Anteile auf 79,13 %, bevor die restlichen Anteile durch Ausübung einer Kaufoption auch noch nach Indien gingen. Vom türkischen Hersteller Hisarlar erwarb Mahindra zunächst 75,1 % bevor man letztlich das Unternehmen im Juli 2021 an das türkische Unternehmen Erkunt Traktor Sanayii A. S. übertrug, dass seit 2017 ebenfalls von Mahindra kontrolliert wird.
In den USA hat sich Mahindra als eine der Top-3-Marken in ihrem jeweiligen Segment etabliert. Das Unternehmen gehört zu den führenden Unternehmen in Sri Lanka, Bangladesch und Nepal und ist in verschiedenen Ländern Afrikas, Südamerikas und des asiatisch-pazifischen Raums vertreten.
üngst hat die kanadische Clean Seed Capital Group Ltd. die Unterzeichnung einer endgültigen Technologielizenz- und Produktionsvereinbarung mit Mahindra and Mahindra Limited (“Mahindra”) bekannt gegeben.
Mahindra Implement Business verzeichnet hohes Wachstum
Schon heute sei Mahindra Farm Equipment Sector (FES) gemessen am Volumen der weltweit größte Traktor-Hersteller und besitze die beiden meistverkauften Traktormarken Indiens. Mahindra FES sei in über 50 Ländern vertreten und verfüge über Technologiezentren in Japan, der Türkei, Finnland und Indien.
Dass die Uhren in Indien anders gehen, lässt sich an den Verkaufszahlen von Fräsen aufzeigen, die in Deutschland unbedeutend sind. Mahindra habe im Geschäftsjahr 23 mehr als 27.000 Bodenfräsen verkauft, die historisch beste Verkaufsrate für Bodenfräsen in Indien. Große Stückzahlen sind auch von der gesamten Motorhackenindustrie in Indien zu lesen: rund 60.000 Einheiten. Für die Zukunft, genauer bis zum Jahr 2025, erwarte man ein Wachstum auf jährlich 100.000 Einheiten.
Seit mehr als 55 Jahren entwickle VST Tillers Tractors Ltd Motorhacken und Traktoren mit multifunktionalem Einsatz für den nationalen und internationalen Markt.
Das Fräsen-Segment werde vom Unternehmen VST mit einem Marktanteil von über 65 % im Land angeführt. Das Unternehmen habe unter anderem Elektrostarter-Motorhacken mit 16 PS und 9 PS auf den Markt gebracht. Im Übrigen handle es sich um den größten indischen Hersteller von Motorhacken und 4WD-Kompakttraktoren.
Tractors and Farm Equipment Limited (TAFE) – Indien´s Nummer 2 ist auf Europa-Kurs
Die in Chennai ansässigen Amalgamations Group – mit heute um die 40 Unternehmen in den Bereichen Konstruktion, Entwicklung und Produktion von Dieselmotoren, Automobilkomponenten, Landttechnikprodukten, Plantagen und Dienstleistungen – sei 1960 in das Traktorengeschäft eingestiegen. Seinerzeit habe Standard Motor Products of India Limited, ein Unternehmen mit Sitz in Bangalore, das gesamte MF-Geschäft in Indien abgewickelt. Massey Ferguson war auf der Suche nach einem Unternehmen, das seine Traktoren schrittweise in Indien herstellen sollte. Letztlich hätten die Verhandlungen mit der Amalgamations Group dazu geführt, dass die Gruppe den Betrieb in Bangalore übernommen und ihn nach Chennai und dann nach Madras verlegt habe. Das neue Unternehmen erhielt den Namen Tractors and Farm Equipment Limited (TAFE).
Damals sei der Bedarf an Traktoren in Indien auf 12.000 Traktoren pro Jahr geschätzt und TAFE eine Kapazität von 7.000 Traktoren pro Jahr zugewiesen worden. Anfänglich seien 50 % der Traktoren mit einheimischen Komponenten gebaut worden – der Anteil wäre allerdings innerhalb von zwei Jahren auf 85 % gestiegen. Was die dynamische Entwicklung der Stückzahlen betrifft: im Jahr 2014-2015 seien im In- und Ausland bereits über 180.000 Traktoren verkauft worden.
Das TAFE-Werk im türkischen Manisa sei 2019 eingeweiht worden und produziere unter anderem Traktoren für den Vertrieb in der Türkei über das AGCO-Vertriebsnetz.
Ein paar Meilensteine in der Unternehmen-Historie:
- Im Jahr 2005 erwarb TAFE über seine hundertprozentige Tochtergesellschaft TAFE Motors and Tractors Limited (TMTL) das Traktoren-, Getriebe- und Kraftübertragungskomponenten- und Motorengeschäft von Eicher.
- Im Jahr 2018 übernahm TAFE die serbische Marke IMT – Industrija Mašina i Traktor.
- In 2019 Einweihung vom TAFE-Werk im türkischen Manisa. Dort würden unter anderem Traktoren für den Vertrieb in der Türkei über das AGCO-Vertriebsnetz produziert werden.
- Auf der 2023er-Agritechnica hat TAFE mit seinem Debüt demonstriert, dass man die europäischen Märkte in den Fokus genommen habe. Gezeigt wurden unter anderem europäisierte Traktoren mit Kabinen und Kompakttraktoren mit Elektroantrieb sowie Smart-Farming-Lösungen.
Alles weitere zu den Verflechtungen mit der AGCO Corporation in dem nachfolgenden Kapitel über die Aktivitäten des US-Konzern, der bislang selbst nicht auf dem indischen Kontinent aktiv ist und aus den Verträgen mit TAFE aussteigen will.
Was Japan, Indien und die Awards „Tractor of the Year 2024“ verbindet:
Die beiden Konzerne Kubota und Yanmar haben ihre Unternehmenssitze in Osaka. Beide sind wiederum mit signifikanten Beteiligungen an zwei der größten indischen Traktorenhersteller beteiligt, die ihrerseits drei Traktoren bei der TOTY-Auftaktveranstaltung im Juni 2023 in Indien den Juroren präsentierten. Mehr Hintergrundinformationen zu Farmtrac, eine Marke von Escorts Kubota Limited, und Solis – eine Marke von International Tractors Limited, respektive Solanika und die Beteiligung von Yanmar – finden Sie nachfolgend.
Zunächst einmal die Hintergrundinformationen der Yanmar-Beteiligung an ITL: Um vom asiatischen Montage-Know-how mit den damals noch jungen Kaizen. und Kan-Ban-Systemen zu profitieren, habe ITL 2005 eine technische Zusammenarbeit mit dem japanischen Motoren- und Baumaschinenspezialisten Yanmar begonnen. Diese Kooperation war mit einer Beteiligung von 12,61 % der Anteile von ITL verknüpft. In 2017 haben die Yanmar Holdings Co. Ltd. (“Yanmar”) und Development Bank of Japan Inc. (“DBJ”) eine zusätzliche Beteiligung von 17,75 % an ITL erworben und somit auf aktuell 30,36 % aufgestockt.
ITL fertige schon seit längerem auch Yanmar Traktoren, und das zu indischen Lohnkosten. Yanmar habe seine Erfahrungen in der Fertigung und ein bereits in einigen Ländern vorhandenes After-Sales-Netzwerk mit in die Partnerschaft eingebracht Dies gelte beispielsweise auch für Deutschland, wo man im Oktober 2016 den Hersteller für kompakte Baumaschinen Schaeff übernommen habe mit einem Werk in Crailsheim und dem Ersatzteilzentrum in Rothenburg o.d.Tauber. Seit Februar 2019 fungiere Letzteres übrigens als gemeinsames Logistikzentrum für Yanmar- und Solis für ganz Europa.
International Tractors Limited (ITL) mit den Marken Solanika und Solis ist drittgrößter Traktorenhersteller Indien´s
Aufmerken ließ ITL in Deutschland zum einen durch den Höhenflug bei den Marktanteilen von Solis und zum anderen durch die Übernahme von der Thaler GmbH & CO. KG. im Dezember 2022 – einem Hersteller von kompakten Radladern und Hofladern der Leistungsklasse 19 – 75 PS mit Sitz im bayerischen Polling. Der Umsatz lag seinerzeit bei überschaubaren 20 Millionen US-Dollar. Radlader sind ein großer Markt mit einem jährlichen Absatz von mehr als 150.000 Einheiten weltweit. ITL ist nach eigenen Angaben der größte Exporteur von Traktoren aus Indien nach Europa und nimmt nun Radlader in sein Portfolio mit auf.
Die Thaler-Rad- und Hoflader werden seit 2021 ausschließlich mit Yanmar-Motoren ausgestattet – warum dies von Bedeutung ist, später mehr!
Was den Export betreffe, so picke man sich nicht nur die Rosinen der großen Traktorenmärkte heraus, wie z.B. Frankreich und Deutschland. Man unterhalte in den Niederlanden ein eigenes Vertriebsbüro. Auch kleiner Länder wie z.B. Serbien und Slowenien seien unter den 120 in die Solis-Traktoren und Ersatzteile geliefert würden. Was das Leistungssegment bis 100 PS betrifft, so gehöre Solis mittlerweile in sechs europäischen Ländern zu den Top 5 bei den Zulassungszahlen. Wobei man sich vor Augen führen müsse, dass man den ersten Solis Traktor 2012 in Portugal verkauft habe. In 2018/19 seien es bereits 5.000 Stück gewesen, die nach Europa geliefert worden sein.
ITL habe im Geschäftsjahr 2018/19 einen Umsatz von 1,14 Mrd. Dollar erwirtschaftet und 114.057 Traktoren ausgeliefert, davon über 18.000 im Export. In die Zukunft gerichtet soll das Traktoren-Portfolio bis 220 PS ausgeweitet werden – innerhalb der nächsten fünf Jahren wolle man die Palette komplett haben.
➡ Im Dezember 2018 habe ITL mit der italienischen Argo-Gruppe einen Vertrag für die Fertigung von Traktoren im Landini- und McCormick-Design für Südafrika geschlossen, wo Argo ein starker Marktteilnehmer sei.
➡ ITL beliefere in Argentinien die Firma Apache mit teilweise oder komplett demontierten (semi knocked down/skd oder complete knocked down/ckd) Traktoren.
➡ Über 4.000 ckd Traktoren habe man an Famag ins nordafrikanische Algerien geliefert.
➡ In Asien, Nordamerika, Brasilien und der Türkei liefere ITL Solis Traktoren jeweils in den dort geforderten Emissionsstufen.
Escort, die Nummer 4 am Markt
Mit den verkauften 96.000 Farmtrac- und Powertrac-Modellen rangiert Escort auf Rang 4 der 2023er-Verkaufshitliste. Die Wurzeln des Unternehmens Escort Agri Machinery Ltd. reichen bis ins Jahr 1948 zurück. 1954 hatte man die Franchise-Rechte für den Norden Indiens übernommen. Die ersten eigenen Traktoren seien 1961 in Zusammenarbeit mit Ursus aus Polen gebaut worden. Dennoch habe man 1969 ein Joint Ventures mit dem Weltmarktführer Ford Motor Company zur Herstellung von Ford-Traktoren geschlossen. Die heutigen Escort-Traktor-Modelle können die Ford-Historie nicht verleugnen.
Weitere Meilensteine:
2006: Einweihung vom neuen Werk in Rudrapur.
2013: Einführung von Ferrari-Spezial-Traktoren in Zusammenarbeit mit der italienischen Traktorenmarke
2019: Joint Venture mit Kubota zur Produktion von Kompakttraktoren
2020: Vertiefung der Partnerschaft mit Kubota durch eine Kapitalbeteiligung von Kubota an Escort in Höhe von 9,9 % (nach Kapitalherabsetzung), während Escorts eine 40%ige Beteiligung an Kubotas Indiengeschäft erworben habe.
2021: Start der Traktoren-Fertigung für Kubota und Ende 2021 Ankündigung von Kubota, dass vorbehaltlich der Zustimmung der Aktionäre und der erforderlichen behördlichen Genehmigungen ab Ende März 2022 einen Anteilsbesitz von 53,50 % gegenüber derzeit knapp 10 % an Escorts Limited angestrebt werde.
2022: Kubota stockt die Anteile an Escorts auf
2023: Umfirmierung in Escorts Kubota Limited
➡ Kubota hatte im Übrigen in 2008 seine indische Tochtergesellschaft „Kubota Agricultural Machinery India Pvt. Ltd.“ gegründet. Mittels vier großer Depots sowie einem schon relativ dichten Händlernetz habe man in Indien neben den Traktoren eine breite Landtechnikpalette angeboten.
John Deere ist der erfolgreichste ausländische Landtechnik-Hersteller in Indien
John Deere sei seit 1998 in Indien unterwegs sein und verfüge aktuell neben dem Headquarter in Pune über vier Produktionsstätten und viele weitere Standorte verfügen. Das John Deere Technology Center – India (JD TCI) sei im Februar 2005 in einer Inkubationseinrichtung eröffnet worden. Bald darauf habe man ein neues Gebäude als Tower XIV von Cybercity in Magarpatta City in Betrieb genommen. Nach neue TCI sei dann am 11. Januar 2006 eingeweiht worden. Heute würden in dem JDTCI eine große Anzahl hochqualifizierter Ingenieure arbeiten, die alle John Deere Produkte unterstützen, die in verschiedenen Fabriken auf der ganzen Welt hergestellt werden. Das JDTCI sei 2016 von Great Place to Work (GPTW) als 63. bester Arbeitsplatz des Landes eingestuft worden.
Vor einem Jahr feierte der US-Konzern sein 25-jähriges Indien-Jubiläum.
„Unsere Reise in Indien begann vor 25 Jahren mit der Einführung fortschrittlicher Produktmerkmale wie Servolenkung, ölgedämpfte Scheibenbremsen, Planetenuntersetzung, Zwangsschmierung, Maschinen mit hohem Drehmoment und Mehrwerttechnologien wie Frontzapfwelle, Perma-Kupplung, AutoTrac™, PowrReverser™ und JDLink™“, wird Shailendra Jagtap, Geschäftsführer John Deere India, in der seinerzeitigen Pressemitteilung zitiert.
Jagtap sagte, dass Deere sich weiterhin verpflichtet, die Ernährungssicherheit des Landes sowie die sich verändernden Ernährungsbedürfnisse der wachsenden Bevölkerung zu unterstützen. Er merkte außerdem an, dass Deere stolz darauf ist, Indien von der Subsistenzlandwirtschaft zum Agrarunternehmertum zu führen. „Unsere Bemühungen um eine ganzheitliche Lösung für die Landwirtschaft und die Einbeziehung von Landwirtinnen in die Mechanisierung der Landwirtschaft werden von unseren Kunden sehr geschätzt. Wir sehen den Stolz in ihren Familien, wenn wir den Landwirtinnen helfen, sich zu qualifizieren und wirtschaftlich unabhängig zu werden.
In den 25 Jahren seines Bestehens hat John Deere erhebliche Investitionen in die Fertigung und Produktentwicklung in Indien getätigt:
- Produktionsstandorte für Traktoren in Pune (Maharashtra) und Dewas (Madhya Pradesh).
- Herstellung von elektronischen Systemen in Pune (Maharashtra).
- India Engineering Centre in Pune (Maharashtra).
- Technologiezentrum für Unternehmen in Pune (Maharashtra).
- Globales IT-Zentrum in Pune (Maharashtra) und Bengaluru (Karnataka).
- Vertriebszentrum für Ersatzteile in Nagpur (Maharashtra) und Indore (Madhya Pradesh)
- John Deere Finanzabteilung in Pune (Maharashtra)
- 1.200 Kontaktpunkte von 580 Vertriebspartnern im ganzen Land, 22 Niederlassungen und 4 zonale Schulungszentren
- Wirtgen Group – Ein John Deere Unternehmen Pune (Maharashtra
Laut Jagtap sei John Deere auch führend bei der Entwicklung von Technologien für Traktoren und Landmaschinen, die die Gesamtkosten der landwirtschaftlichen Betriebe senken, indem sie die Anzahl der erforderlichen Arbeitsgänge auf dem Feld reduzieren und den Einsatz von Düngemitteln und Chemikalien effizienter gestalten. Dies wäre eine wesentliche Voraussetzung für die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen und die Reduzierung von Emissionen – beides trägt dazu bei, die strategischen Ziele von Deere zum Schutz der Umwelt zu erreichen.
So habe die Einführung von Technologien wie einer Frontzapfwelle und speziell konstruierten Frontanbaugeräten dazu beigetragen, die Kosten für einige Arbeiten um mehr als 25 Prozent zu senken und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
➡ Das John Deere Enterprise Technology Centre und Global IT Pune biete Dienstleistungen und Lösungen an, die einen Mehrwert in den Bereichen Produktentwicklung, Fertigung, Qualität, Lieferkette, IT-Lösungen und Kundensupport für verschiedene John Deere-Unternehmen weltweit schaffen würden. Das Team verfüge über Fachwissen in Bereichen wie KI/ML Cloud Computing, Data Science und Data Analytics.
➡ Das India Engineering Centre von John Deere in Pune sei weltweit für das Design und die Innovationen von Deere im Bereich der Nutztraktoren verantwortlich. Jagtap sagte, dass Produktmerkmale wie Permakupplung, Frontzapfwelle, Kraftumkehrer, Telematik und klimatisierte Kabine für die Kunden willkommene Eigenschaften sind. Durch die Ergänzung mit ‘Green System’-Anbaugeräten und John Deere-Mähdreschern seien ganzheitliche Lösungen für die Landwirtschaft entstanden. Man biete John Deere-Produkte für eine Vielzahl von agroklimatischen Bedingungen und Kulturarten an – dies sei der Schlüssel zum Wachstum in Indien gewesen. Man sei landesweit die Nummer eins in Sachen Kundenzufriedenheit.
➡ Jagtap erläuterte auch das Engagement von Deere für die langfristige Entwicklung der gesamten Agrarindustrie. Deere nutze die indische Lieferkette, die Talente und den Markt aufgrund des Kostenvorteils, der zuverlässigen und qualitativ hochwertigen Lieferanten und des Produktionssystems, um Landwirte in mehr als 110 Ländern weltweit zu bedienen.
➡ Ein weiterer Punkt, der die Präsenz von John Deere in Indien gestärkt habe, sei die Übernahme der Wirtgen Group im Jahr 2017 gewesen, die über ein Werk in Pune verfügt. Die Wirtgen Group gelte als eines der größten Straßenbauunternehmen der Welt.
CNH Industrial, respektive New Holland hat ehrgeizige Wachstumsziele für Indien verkündet
Die Wurzeln des CNH-Konzerns reichen in Indien bis in das Jahr 1969 zurück.
Der CNH-Konzern kann von sich behaupten, dass seine Wurzeln auf dem indischen Kontinent bis 1969 zurückreichen: zu einem Joint Venture zwischen Ford und Escort – das Design der Escort-Traktoren hat heute noch viel von den damaligen Ford-Traktoren! New Holland verweist in seiner Historie außerdem auf die Tatsache, dass bereits 1971 der erste Ford-Traktor in Indien hergestellt worden sei. Aktuell verfüge der Konzern dort über drei Produktionsstätten, Noida, Pune und Pithampur. Das Werk in Noida sei das Zentrum für die Entwicklung von Traktoren, während in Pithampur Verdichtungsmaschinen für die Baumaschinenindustrie hergestellt würden. Seit der Gründung im Jahr 1998 vertreibe CNH India die Marken Case IH, New Holland und CASE Construction Equipment über ein robustes Netz von mehr als 470 Händlern und über 1.000 Kontaktstellen in Indien.
Narinder Mittal, Country Manager & Managing Director von CNH India & SAARC: „Wir produzieren im Werk in Noida seit über zwei Jahrzehnten kontinuierlich für den Inlands- und Exportmarkt.“
Narinder Mittal, Country Manager & Managing Director von CNH India & SAARC, in einer Pressemitteilung im Januar 2024 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von New Holland in Indien: „Das Werk in Greater Noida ist eines der modernsten Traktorenwerke in Indien mit einer jährlichen Produktionskapazität von über 60.000 Maschinen. Es ist auf die Make-in-India- und Aatmanirbhar-Bharat-Initiativen des Landes abgestimmt und produziert seit über zwei Jahrzehnten kontinuierlich für den Inlands- und Exportmarkt.“ Im Rahmen der Feierlichkeiten habe das Unternehmen unter anderem Präzisionstechnologie vorgeführt, einschließlich Telematik und Softwareanwendungen die vom indischen Technologiezentrum für alle Produktsegmente entwickelt und integriert worden seien.
Die CNH-Strategie mit Blick auf Indien: in einer Meldung vom 31. Mai 2024 kündigte der Konzern an, dass man auf dem besten Weg sei, dass India Technology Center (ITC) in der Stadt Gurugram bis Ende 2024 zum größten weltweit zu machen. So wolle man in dem im Jahr 2021 gebauten ITC südwestlich der Landeshauptstadt Neu-Delhi in Nordindien, die derzeitige Zahl von 700 Beschäftigen bis Ende 2024 auf 1.000 Mitarbeiter steigern.
Friedrich Eichler, Chief Technology Officer (CTO), der bei der Einweihung eines Multi-Vehicle-Simulators (MVS) vor Ort war: „Indien ist für uns eine strategische Region, da sie in die Best-Cost-Country-Strategie passt. Es hat niedrige Löhne im Vergleich zu den USA und Europa, hochqualifizierte Ingenieure und ein florierendes Ökosystem von Universitäten und Start-ups. Das MVS wird eine zentrale Rolle in den weltweiten Aktivitäten von CNH spielen. Es wird als Schlüsselplattform für verschiedene Funktionen dienen, darunter Ergonomie-Simulationen, Benutzertests von Bedienelementen, Kundenseminare, Designprüfungen für Produktentwicklungsteams, Produktvalidierung und Mitarbeiterschulungen. Wir arbeiten derzeit intensiv an der Entwicklung regionalspezifischer Innovationen in Indien, wie etwa der Drohnentechnologie für das präzise Besprühen und die Unkrauterkennung. Auch die Entwicklung von Spezialrobotern mit künstlicher Intelligenz (KI) wird die Effizienz bei der Ernte verbessern.“
➡ Das Unternehmen habe im Jahr 2023 weltweit rund 3 Mrd. $ investiert für Forschung, Entwicklung und Innovation, im Jahr 2024 seien weitere rund 1,3-1,4 Mrd. $ geplant. Mit dem Ziel den Marktanteil von CNH in Indien zu verdoppeln, hat CNH für dieses Jahr außerdem Investitionen in Höhe von 35 bis 45 Millionen Dollar angekündigt. Das Unternehmen wolle in die Erhöhung der Produktionskapazität und die Lokalisierung von Schlüsselkomponenten wie Motoren investieren. „Diese lokalisierten Motoren werden dazu beitragen, die kommenden Emissionsvorschriften zu erfüllen“, fügte Eichler hinzu.
➡ Einem Bericht von NDTV Profit vom 17. Januar 2024 zufolge werde das neue, zwischen 25 und 30 Millionen Dollar teure Motorenwerk von CNH in Noida im Herbst dieses Jahres mit der Produktion von Motoren der Klassen 4 und 5 beginnen. „Das neue Werk hat die Kapazität, jährlich etwa 10.000 Motoren in der Leistungsklasse bis zu 75 PS zu produzieren, und könne auf 40.000 Motoren erweitert werden“, so Sumantra Mukherjee, Director of Operations des Unternehmens, gegenüber NDTV Profit.
➡ Ein weiterer Mosaikstein der CNH-Indien-Strategie: im November 2023 wurde der Ausbau der langjährigen Partnerschaft mit LS Tractor angekündigt – der landwirtschaftlichen Traktorensparte des koreanischen Hersteller OEM LS Mtron. Dabei gehe es um die Lokalisierung der Produktion ausgewählter Kompakttraktormodelle am CNH-Produktionsstandort in Greater Noidaund am LS Tractor-Produktionsstandort in Südkorea. Es sollen die Fertigungskapazitäten von CNH und die Komponenten und das Engineering von LS Tractor genutzt werden, um die Markteinführung zu beschleunigen und das Produktangebot an Kompakttraktoren zu erweitern. LS Tractor sei seit über vier Jahrzehnten der bestehende Vertriebshändler für die CNH-Marke New Holland Agriculture in Südkorea.
➡ Einem Bericht von Express Mobility vom 18. Januar 2024 zufolge strebe New Holland bis zum GJ 2025 einen Marktanteil von 8 % im Land an. In diesem Bericht war außerdem zu lesen, dass CNH Industrial in den letzten 10 bis 15 Jahren über 650 Millionen Dollar in seine indischen Werke investiert und 2023 in Indien einen Umsatz von rund 1 Milliarde Dollar erwirtschaftet habe.
CNH Industrial – insbesondere die Marke New Holland – dürfte jedoch noch einen weiten Weg vor sich haben, bevor es die Top 5 in der indischen Traktorenindustrie, sprich John Deere überholen kann.
AGCO Corporation will aus Verträgen mit TAFE aussteigen
Bislang sei AGCO nicht selbst auf dem indischen Kontinent aktiv, was mit den Verflechtungen mit dem zweitgrößten indischen Landtechnik-Hersteller TAFE zusammenhänge. Die Partnerschaft zwischen TAFE und der Marke Massey Ferguson habe eine 64-jährige Geschichte – die vor allem auf Lizenz- und Produktions-Verträgen basiere. Die Übernahme von Massey Ferguson durch AGCO ist bekanntlich auf das Jahr 1994 datiert, also viel jüngeren Datums. Im Jahr 2023 habe AGCO nach eigenen Angaben Traktoren und Komponenten im Wert von rund 171,6 Millionen US-Dollar von TAFE gekauft und Teile im Wert von rund 3,6 Millionen US-Dollar an TAFE verkauft.
Für diverse Märkte produziert TAFE Traktoren der Marke Massey Ferguson für AGCO.
Beide Unternehmen sind jeweils am anderen beteiligt: AGCO besitze derzeit rund 21 % der Aktien von TAFE, während TAFE und seine Tochtergesellschaften etwa 16 % der AGCO-Aktien halte und damit der bedeutendste Einzelaktionär sei.
Laut einer Einreichung bei der amerikanischen Börsenaufsicht – einem sogenannten SEC-Filing vom 1. Mai 2024 – habe AGCO seine Geschäftsbeziehungen mit dem indischen Hersteller Tractors and Farm Equipment Limited (TAFE”) beendet. Mit dieser Meldung überraschte Ag Equipment Intelligence von Lessiter Media vor ein paar Wochen ihre Leser – auf der AGCO-Homepage ist bis zum heutigen Tag nichts darüber zu lesen! Die vorgenannten gegenseitigen Beteiligungen, sprich die Eigentumsverhältnisse seien von der Kündigung nicht berührt. TAFE wiederum verlautbarte am 2. Mai, dass es bei einem indischen Gericht eine Status-quo-Verfügung gegen AGCO erwirkt habe, um sich gegen einseitige und willkürliche Maßnahmen von AGCO in Bezug auf die langjährige Vereinbarung und die Rechte an der Marke Massey Ferguson (MF) zu schützen. Ein Sprecher von TAFE wird folgendermaßen zitiert: „Unsere Klage zielt darauf ab, AGCO zu untersagen, in irgendeiner Weise in das Recht von TAFE, die Marke Massey Ferguson zu verwenden, einzugreifen, und wir freuen uns, dass das Gericht eine günstige Status-quo-Anordnung erteilt hat.“
Sicherlich bin nicht nur ich gespannt, wie sich die ganze Angelegenheit weiterentwickelt.
CLAAS mit 3 Standorten in Indien: Chandigarh, Bangalore und Faridabad
Obwohl Claas das neue Werk in Chandigarh erst im Jahr 2008 eröffnete, haben die Crop Tiger Mähdrescher in Indien eine viel weiter zurückreichende Historie.
Dass erste Werk habe Claas im Jahr 2008 in der Nähe von Chandigarh eröffnet. Der Ort liege rund 300 km nördlich von Neu Delhi, inmitten der fruchtbarsten Gebiete Nordindiens. Das Werk sei auf eine Kapazität von etwa 900 Mähdreschern pro Jahr ausgelegt. Produziert werde hauptsächlich der Crop Tiger Mähdrescher, sowohl als Rad- als auch als Terra Trac Raupen-Version. Mit den Raupen sei er besonders für feuchte Böden geeignet und daher in Süd-Indien, Sri Lanka, Süd-Korea und anderen südost-asiatischen Ländern erfolgreich. Die Radversion des Crop Tiger komme vor allem unter trockenen Bedingungen zum Einsatz wie in Nord-Indien, den Ländern des mittleren Ostens und in Afrika.
Vertreten ist Claas in Indien außerdem mit Standorten in Faridabad und Bangalore.
SDF Group mit einem Traktoren- und Motorenwerk in Ranipet
Das runderneuerte Werk in Ranipet habe eine Produktionskapazität von über 20.000 Einheiten. Die Verkaufszahlen in Indien haben dahingehend noch viel Potenzial nach oben, wenn man einen Blick auf die 2024er-Verkaufszahlen (im April 51 Traktoren) und den Marktanteil (0,07 %) wirft!
Das indische Tochterunternehmen wurde 1996 noch von Same Deutz-Fahr in Ranipet, ganz im Süden gegründet. Seitdem produziert die SDF Group dort Traktoren der unteren bis mittleren Leistungsklasse – aktuell von 35 bis 100 PS – und seit 2013 die seinerzeit neu entwickelte Farmotion Motoren-Baureihe. Schon seit längerem baut SDF sogar nur noch dort Dieselmotoren mit aktuell 30 bis 160 PS – im Stammhaus in Treviglio werden überhaupt keine Motoren mehr gefertigt.
Schon seit längerem baut SDF die Dieselmotoren der Farmotion-Baureihe mit aktuell 30 bis 160 PS nur noch in Ranipet.
Das Werk in Ranipet sei ab Januar 2020 über 3 Jahre hinweg bei laufendem Betrieb renoviert, respektive modernisiert worden. Dies habe die Erweiterung des Logistikbereichs sowie die komplette Neugestaltung der Getriebe-Montage und der Lackieranlage beinhaltet. Modernste Produktionstechniken würden eingesetzt, um eine maximale Fertigungsqualität sicherzustellen, so SDF in der seinerzeitigen Pressemitteilung. Die Gesamtfläche des Fertigungswerks betrage 127.000 Quadratmeter, die überdachte Fläche sei von 26.000 Quadratmeter auf 34.000 Quadratmeter erweitert worden.
Durch das neue Werkslayout habe man die Produktionskapazität auf über 20.000 Einheiten pro Jahr steigern können. Die Gesamtinvestitionen dafür hätten sich auf zirka sieben Millionen Euro belaufen.
BKT Tires will allein in Bhuj die Jahresproduktion bis 2026 auf ein Volumen von über 2 Milliarden Dollar steigern
Das BKT-Reifenwerk in Bhuj erstreckt sich über ein Areal von rund 300 Hektar. Dort wird auch einer der wichtigen Reifenbestandteile, Black-Carbon, selbst hergestellt.
Wie eingangs erwähnt, tagte die TOTY-Jury Anfang Juni 2023 in Mumbai, wo sich auch der Sitz des aktuellen Exklusiv-Sponsors befindet. Der 1987 gegründete indische Reifenhersteller BKT Tires produziert – bzw. vertreibt – an/von 7 Standorten in Indien, den USA, Kanada und Italien Reifen. BKT-CEO Arvind Poddar hatte die mehr als 60 Tagungsteilnehmer (Juroren plus Repräsentanten der Traktoren-Hersteller und das BKT-Management) nach den zwei intensiven Tagen mit den Präsentationen der angemeldeten Traktorenmodelle auch noch zu einem interessanten Abstecher in das neueste BKT-Reifenwerk in Bhuj eingeladen. Mit „das Werk“ kommt allerdings nicht zum Ausdruck, dass es sich im Grunde um mehrere Werke auf einem derzeit noch rund 300 Hektar großen Areal handelt: ein Elektrizitätswerk, ein Black-Carbon-Werk und das eigentliche Reifenwerk. Auf dem Gelände befinden sich außerdem unter anderem ein Reifentest-Center sowie eine Wohnanlage für einen größeren Teil der Beschäftigten und ein Gästehaus modernster Prägung.
Die Produktion der Reifen erfolgt weitgehend vollautomatisch. Die Tagesproduktion könne bei über 400 Tonnen liegen.
In Deutschland, ja ganz Europa, wäre es unmöglich ein Werk wie in Bhuj gesehen für Off-Highway-Reifen innerhalb von nur neun Monaten auf die „grüne Wiese“ zu stellen, wie es BKT dort in 2022 getan hat. Die Produktion erfolgt weitgehend vollautomatisch und liegt bei über 400 Tonnen täglich. Die Expansionsgeschwindigkeit des indischen Herstellers, der sich ausschließlich auf dieses Segment kapriziert hat, ist atemberaubend: der Umsatz von aktuell 1,18 Milliarden Dollar soll bis 2026 auf über zwei Milliarden und die jährliche Produktionskapazität auf über 600.000 Tonnen gesteigert werden.
Im Juni 2023 feierten der indische Reifenhersteller BKT und der 1850 gegründete Reifengrossist aus Osnabrück, die Bohnenkamp AG – Europas Nummer 1 – ihre 25-jährige erfolgreiche Zusammenarbeit.
Wie wahrscheinlich viele von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser wissen, wird BKT nicht nur in Deutschland über die Firma Bohnenkamp AG in Osnabrück vertrieben. Im Juni 2023 feierten die beiden Unternehmen ihr 25-jährige erfolgreiche Zusammenarbeit. Dass die Erfolgsgeschichten des indischen Reifenherstellers und des 1850 gegründeten Reifengrossisten aus Osnabrück, Europas Nummer 1, eng miteinander verknüpft sind, wurde den zur Jubiläumsfeier eingeladenen rund 200 Gästen sehr eindrucksvoll präsentiert! Das faszinierende Wachstum der beiden Unternehmen in diesem Zeitraum wäre wohl ohne dass jeweils andere nicht möglich gewesen! Nachfolgend ein paar Kennzahlen für die Erfolgsgeschichten:
➡ Der Beginn der Partnerschaft zwischen Bohnenkamp und BKT markiert gleichzeitig den Anfang einer Phase nie dagewesenen Wachstums für Bohnenkamp. Zwischen 2008 und 2015 habe sich der Reifenumsatz – gemessen in Containern – verdoppelt.
➡ BKT habe seine Produktionskapazitäten sukzessive deutlich erweitert und gleichzeitig der Distributionspartner seine europäische Präsenz auf 34 Länder ausgebaut – in vielen davon gemeinsam mit BKT.
➡ Was noch spielentscheidend gewesen sei: BKT habe sein Produktportfolio ständig erweitert, ob bei Diagonal-, Radial- und speziellen IF/VF-Reifen, genauso wie bei Spezialreifen für Erdbewegung, Industrie und Kranfahrzeugen.
➡ Nur in Osnabrück sollen auf 90.000 Quadratmetern Lagerfläche ständig über 600.000 Reifen und 150.000 Felgen vorgehalten werden. Die Gesamtlagerfläche liege bei über 200.000 Quadratmeter an 26 Standorten in 34 Ländern. Im Geschäftsjahr 2022 sollen die 680 Mitarbeiter einen Umsatz von fast 600 Millionen Euro erwirtschaftet haben.
Zielgruppengerechtes Consulting
Der New Ideas Think Tank veranstaltet zusammen mit dem Berlin Institute für Supply Chain Management am 11. Und 12. September 2024 den 5. AGRITECH Summit in Augsburg unter dem Motto „End-to-End – Vertrieb trifft auf Supply Chain Management“. Anlässlich Europas führender Konferenz zur Lieferkette in der Landtechnik, verleihen wir zum einen den Award „TOP Retailer – Landtechnik 2025“ und zum anderen den „AfterSales-Excellence-Award 2025“ an Landmaschinen-Fachhändler. Beim letzten Summit waren über 300 Führungskräfte aus 140 Unternehmen vor Ort und mehr als 50 davon haben sich in der Ausstellung präsentiert. Der aktuelle Anmeldestatus lässt erwarten, dass die letztjährigen Zahlen wohl deutlich überschritten werden.
Sie möchten einige der einflussreichsten Personen der Branche treffen? Das ist Ihre Chance. Der AGRITECH Summit ist die richtige Veranstaltung für Sie. Aber unabhängig davon, kann der NITT dank seines weitreichenden Netzwerkes nicht nur zu all den im Beitrag aufgeführten Unternehmen Kontakte herstellen.
Lassen Sie uns gemeinsam Ihren Erfolg planen! Haben Sie Fragen oder Anregungen, dann bitte eine Mail schicken an dieter.daenzer@newideasthinktank.de – wir melden uns umgehend!
Dieter Dänzer
Geschäftsführer bei der New Ideas Think Tank GmbH, dem #Nr 1 Business Inkubator und Accelerator in der Agritech- und Off-Highway-Branche _ Herausgeber #TreckerTalk _ Jury Member of TOTY-Awards #TactorOfTheYear
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