Die Einzelkornsämaschine Azurit von Lemken im „az Innovations-Check“
Mit der Azurit hat sich zum ersten Mal eine Landmaschine dem neuen „az Innovations-Check“ gestellt. Bei der per Livestream übertragenen Veranstaltung vergab Moderator und az-Landtechnik-Experte Dieter Dänzer den künftig sicherlich begehrten „Proved“-Aufkleber.
Der Landtechnikhersteller Lemken hat in die Azurit einiges an Hirnschmalz investiert, denn es sollte kein „Me-too“-Produkt werden, wie Unternehmenschef Anthony van der Ley am Mittwochabend in Alpen sagte. Stattdessen habe man viele USPs, also Alleinstellungsmerkmale, hineinkonstruiert.
So verfüge die Azurit über die innovative Einzelkornsaattechnik im „DeltaRow“-Verfahren. Die Saatkörner werden dabei in zwei zueinander versetzt angeordneten Teilreihen, der „DeltaRow“, abgelegt. Eine „DeltaRow“ kann man sich wie eine Gruppe von drei Pflanzen vorstellen, wobei jede Einzelpflanze 70 Prozent mehr Standraum im Vergleich zu Standardsäverfahren bekommt.
Eine ausgeklügelte Vereinzelungstechnik sorgt dafür, dass das Saatgut präzise in der gewünschten Menge abgelegt wird. Die Fahrgeschwindigkeit kann dabei durchaus 14,5 km/h betragen, wie der Landwirt Thilo Bremer betonte.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Fahrgassen für breite und damit bodenschonende Bereifung mit gleichbleibender Pflanzenanzahl anzulegen. Die Breite der Fahrgassen kann bis zu 87,5 cm betragen. Das hilft später beim Wiederbefahren der Flächen für Dünge- und Pflanzenschutzmaßnahmen. Aber auch schon beim Säen lässt sich durch die optionale zentrale Düngerablage zwischen den zwei Reihen der „DeltaRow“ die Nährstoffversorgung der Pflanzen verbessern.
Damit sorgt das „DeltaRow“-Verfahren für mehr Ertrag auf gleicher Fläche – oder eben gleichem Ertrag auf weniger Fläche, je nach den Anforderungen des landwirtschaftlichen Betriebs.
Bessere Ernte
Den Mehrertrag beziffert Lemken auf bis zu 8 Prozent. Produktmanager Lars Heier verwies dazu auf Versuche in Zusammenarbeit mit der Universität Turin und hob hervor, dass die Pflanzen größere Stengeldurchmesser und ein besseres Wurzelwerk entwickeln.
Das konnte Landwirt Bremer bestätigen, der die Azurit schon seit dem Prototypenstadium nutzt und mit seinen Mitarbeitern rund 1 000 ha im Jahr drillt. Bremer rechnete vor, dass nur 1 Prozent Mehrertrag bereits 12 000 € höhere Einnahmen bedeuten kann, sodass die Azurit vor allem auf größeren Flächen auch schnell wirtschaftliche Vorteile bringe.
Direkter Vergleich
Zwar wollte Bremer für seinen Betrieb keine exakten Vorher-nachher-Zahlen nennen, weil er die „DeltaRow“ nicht parallel mit der Einzelreihe verglichen hat. Aber genau das hat der Student Lukas Icking, der aus Stuttgart zugeschaltet war, auf dem elterlichen Hof getan. Auf 30 Versuchsparzellen säte er jeweils 7, 8 oder 9 Maiskörner pro Quadratmeter in „DeltaRow“ und Einzelreihe aus. Heraus kamen 4,5 Prozent mehr Ertrag und ein um 8,2 Prozent höherer Energiegehalt für die Biogasanlage der Ickings.
Ein Vorteil beim Einsatz dieser Sämaschine ist sicherlich der zentrale Saatgutbehälter, der 600 Liter fasst, wie Johannes Kisters von Lemken erläuterte. Hinzu kommen passend dazu 200 Liter für den Mikrogranulatstreuer. Restmengen lassen sich leicht entnehmen, was einen schnellen Saatgutwechsel erleichtert.
Bei der Ernte gibt es mit der Azurit keinen Unterschied: Ob Feldhäcksler oder Mähdrescher, reihenabhängige oder reihenunabhängige Erntevorsätze – sie können weiterverwendet werden.
Die Azurit ist derzeit für die Aussaat von Sonnenblumen, Soja, Mais und Sorghum geeignet. Lemken geht aber davon aus, dass weitere einzelsaatfähige Sorten hinzukommen werden.
Text: Bernhard Vetter / agrarzeitung