Am vergangenen Freitag hat die Agrishow in Ribeirão Preto/SP nach fünf Öffnungstagen wieder ihre Tore geschlossen. Sie gilt als eine der drei wichtigsten Messen für Landtechnik weltweit und als die größte und wichtigste in Brasilien. Zur 29sten Ausgabe hätten erneut um die 195.000 Besucher aus ganz Brasilien und dem Ausland die Stände der über 800 Unternehmen auf der Fläche von 530.000 Quadratmeter besucht. Wie wichtig die Agrishow als Schaufenster auch für die weltweit agierenden Landtechnik-Hersteller ist, lässt sich anhand der diversen Neuheiten ablesen, die diese dort präsentierten.
Die Agrishow in Ribeirão Preto/SP erstreckt sich über eine Fläche von 530.000 Quadratmeter. (Foto: Werkbild)
Unter Führung vom TOTY-Jury-Kollegen aus Spanien, Borja Mendieta, dem Global Marketing Manager der in Brasilien auch erscheinenden Magazine Revista Agrotecnica y AgriWorld wurden dort 6 Awards „Machine of the year 2024/2025“ verliehen. Ausgezeichnet worden sind in den jeweiligen Kategorien:
Erntemaschine: CASE IH – Axial Flow 5160 Mähdrescher
Pflanzenschutztechnik: NEW HOLLAND – Guardian SP310F Selbstfahrerfeldspritze
Sätechnik. STARA – Estrela Einzelkornsämaschine
Bodenbearbeitungstechnik: PICCIN – Fortgeschrittene Automatik
Düngemitteldosiermaschine HORSCH – Evo CS
Futtererntetechnik GHANA – Discover X9
Blick über den Tellerrand nach Brasilien
Brasilien ist das fünftgrößte Land der Erde und nimmt mit seinen 8.514.285 Quadratkilometern nahezu die Hälfte des südamerikanischen Kontinents ein. Von Norden bis Süden sind es 4.345 km und vom Westen nach Osten 4.330 km – das Land ist also fast so groß wie ganz Europa mit seinen 47 Staaten und damit annähernd so groß wie ein ganzer Kontinent. Nur um den Größenvergleich zu erleichtern: die Gesamtfläche Deutschlands als fünft-größtem und bevölkerungsreichsten Land Europas beträgt 357.000 Quadratkilometer. Und Stichwort Bevölkerung: zum Wechsel auf das Jahr 2024 wurde das größte Land Südamerikas auf knapp 220 Millionen Einwohner geschätzt, in etwa die Hälfte der Bevölkerung der EU-27 mit 451 Millionen Einwohnern.
➡ Brasilien zählt jedoch nach wie vor zu den Schwellenländern – genauso wie beispielsweise China, Indien, Malaysia, Mexiko und Südafrika – für die das Nebeneinander von modernen Bereichen und sehr armen und wenig entwickelten Regionen charakteristisch sind.
Das BMEL hat im April 2020 eine Marktstudie im Rahmen der Exportangebote für die Agrar- und Ernährungswirtschaft über Brasilien veröffentlicht, laut der der Landwirtschaftssektor der Motor der brasilianischen Wirtschaft sei. Dies würden nicht zuletzt die Wachstumszahlen auch zu Zeiten anhaltender internationaler und nationaler Wirtschaftskrisen beweisen. Das brasilianische Agrobusiness, inklusive vor- und nachgelagerter Bereiche, sei für rund 22 % des Bruttoinlandsproduktes verantwortlich. Einer von drei Arbeitsplätzen gehe auf das Konto des Agrobusiness. In der Landwirtschaft und Tierhaltung würden jährlich rund 150 Mrd. US-$ erwirtschaftet, mit einem Anteil von rund 65 % auf Seiten der Landwirtschaft. Etwa 28 % der Gesamtfläche Brasiliens würden genutzt, wobei Weideflächen mit 18,6 % den größten Teil einnehmen, gefolgt von der Getreideproduktion mit 8,6 % und vom Zuckerohranbau und Forstflächen mit jeweils 1 %. Ein riesiges Potential schlummere noch in den für die Landwirtschaft nutzbaren Flächen: 6,7 % des brasilianischen Territoriums stünden noch zur Verfügung, ohne Schutzgebiete, wie z. B. den Amazonasraum zu beinträchtigen.
➡ Brasilien gilt weltweit als der wichtigste Erzeuger von Zucker, Kaffee und Orangensaft, stehe im Ranking bei Sojabohnen, Rindfleisch und Hühnerfleisch auf Platz zwei und bei Mais, Sojaschrot, Sojaöl, Baumwolle und Schweinefleisch unter den Top Vier. Zudem nehme das Land Spitzenplätze bei der Produktion von Reis, Früchten und Tabak ein. Jährlich gingen landwirtschaftliche Produkte im Wert von über 100 Mrd. US-$ in den Export. Nach der EU und den USA ist Brasilien weltweit der drittgrößte Exporteur von Agrargütern. Mit 215 Mio. Rindern, 41,4 Mio. Schweinen und 1,5 Mrd. Tieren aus der Geflügelhaltung beherberge Brasilien zudem den zweitgrößten Nutztierbestand weltweit.
➡ Die größten Herausforderungen in Brasilien seien die Abhängigkeiten der Wirtschaft vom Wechselkurs zum Dollar sowie die Abhängigkeit vom jeweiligen Weltmarktpreis der Produkte. Hinzu komme der Faktor „Custo Brasil” – die Extrakosten, die für Steuern, Logistikengpässe, Transaktionskosten, juristische Unsicherheit, exzessive Bürokratie etc. in Kauf genommen werden müssen, wenn in Brasilien produziert werden soll. Diese Extrakosten sollen bei etwa 1,5 Bio. Reais jährlich liegen, etwa 22 % des BIP. So habe der lokale Hersteller aufgrund der hohen Produktionskosten meist keine Chance, wenn er als Exporteur mit dem Weltmarkt konkurrieren will. Zum Schutz der eigenen Wirtschaftsunternehmen hat Brasilien schon immer hohe Einfuhrzölle erhoben, weshalb zumindest die großen Landtechnik-Hersteller über die Jahre hinweg dort Produktions- und auch Entwicklungsstandorte aufgebaut haben.
➡ Von der hohen Nachfrage am Weltmarkt und steigenden Rohstoffpreisen würden insbesondere die ungefähr 1,1 Millionen mittleren und großen Betriebe profitieren. Für die rund 4 Millionen kleinbäuerlichen Betriebe, die hauptsächlich für den Inlandsmarkt produzierten, gestalte sich der Zugang zu Kapital und innovativen Technologien schwieriger.
➡ Von den insgesamt 388 Mio. ha für die Landwirtschaft nutzbarer Fläche Brasilien werden laut Erhebungen des brasilianischen Instituts für Geografie und Statistik aus dem Jahr 2018 (IBGE) lediglich 73,2 Mio. ha effektiv als Ackerland genutzt, was einem Anteil an der brasilianischen Gesamtfläche von etwa 8,6 % entspreche. Dazu kämen insgesamt 5,3 Mio. ha für Dauerkulturen. Mit 159,5 Mio. ha (IBGE, Daten aus dem Jahr 2017) werde das weitaus meiste Land für die Viehzucht genutzt. Dabei handle es sich bei 47,3 Mio. ha um natürliches Grünland und bei 112,2 Mio. ha um angepflanzte Weideflächen.
➡ Der brasilianische Landtechniksektor sei auf der einen Seite abhängig von den Fördermitteln, die durch die Regierung mit Programmen wie Moderfrota angeboten würden. Auf der anderen Seite spielten Ernteerfolge und Weltmarktpreise von landwirtschaftlichen Grundstoffen eine große Rolle.
➡ Das Potential Brasiliens, sich zu einem der größten Märkte für Agrartechnik weltweit zu entwickeln, sei riesig, ebenso wie der Bedarf, in Technologie zu investieren, um die Produktivität zu steigern. Außerdem würden neue Märkte wie Afrika ein enormes Absatzpotenzial für die brasilianischen Hersteller bieten.
Das Marktforschungsunternehmen „Mordor Intelligence“ schätzt die Marktgröße für landwirtschaftliche Maschinen in Brasilien im Jahr 2023 auf 7,10 Milliarden US-Dollar – bis 2028 sollen 8,87 Milliarden US-Dollar erreicht werden, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 4,6 % im Prognosezeitraum (2023–2028) entspricht.
Überblick über die brasilianische Landmaschinenindustrie
Der brasilianische Landmaschinenmarkt sei konzentriert, wobei die internationalen Akteure den größten Marktanteil einnehmen würden. Zu den wichtigsten Marktteilnehmern zählen Deere and Company, Mahindra and Mahindra Ltd, CNH Industrial, Kubota Corporation und AGCO Corporation. Wobei deren Großteil des Umsatzes auf im Inland hergestellte Maschinen entfallen würden, da die meisten internationalen Unternehmen über lokale Produktionsstätten im Land verfügten. Beispielsweise hat im Juli 2022 die Mahindra Mahindra Company im Rahmen ihrer globalen strategischen Expansionsbemühungen ein Montagewerk in Brasilien eröffnet.
➡ Viele landwirtschaftliche Großbetriebe würden bereits Smart Farming nutzen – mit dem 5G-Ausbau und breiter Förderung sollen aber auch immer mehr Kleinbetriebe auf den Digitalisierungszug aufspringen. Es ist kein Geheimnis, dass diverse multinationale Unternehmen ihre Forschungstätigkeit im Bereich Agro 4.0 auf Brasilien konzentrieren. So errichtete SAP mit dem Fokus auf die Agrarwirtschaft sein weltweit drittes Zentrum für digitale Transformation in São Leopoldo (Rio Grande do Sul). Auch IBM und andere multinationale Technologiekonzerne würden sich an der Entwicklung digitaler Lösungen für Brasiliens Agrobusiness beteiligen.
➡ Ebenfalls im südlichen São Leopoldo habe Stihl sein einziges F&E-Zentrum außerhalb Deutschlands errichtet. John Deere hatte bereits 2017 in ein Zentrum für Präzisionsagrarwirtschaft und Innovation in Campinas (São Paulo) investiert. Im Juni 2020 eröffneten Bosch und BASF ein gemeinsames Kompetenzzentrum in Curitiba (Paraná). Auch Bayer, Syngenta, Yara und viele weitere würden sich an dem Trend beteiligen, mit brasilianischen Startups kooperieren oder eigene digitale Lösungen entwickeln, die auf den brasilianischen Agrarsektor zugeschnitten seien. Die Nutzung der Bayer-Plattform Climate FieldView wachse in keinem anderen Land so schnell wie in Brasilien, 2020 um 63 Prozent. BASF hat bekanntlich die Anwendung Field Manager in die Plattform xarvio integriert und im Joint Venture mit Bosch neue Lösungen vor Ort entwickelt. Syngenta hatte 2018 das brasilianische Startup Strider übernommen und die Anwendungen in die Plattform Cropwise integriert. Brasilien sei das erste Land weltweit gewesen, in dem der Schweizer Konzern 2020 den neuen Geschäftsbereich Syngenta Digital implantierte.
➡ Der Wachstumsmarkt ziehe auch immer mehr deutsche Anbieter an. So hatten im 1. Quartal 2021 der Landtechnik-Hersteller Horsch und das Agrarchemieunternehmen DVA Agro umfangreiche Investitionen in Brasilien angekündigt – das Horsch-Werk produziert mittlerweile bereits. Das neue Werk in Brasilien sei übrigens die teuerste Einzelmaßnahme gewesen in der Unternehmensgeschichte erzählte Michael Horsch im Trecker Talk Podcast.
Für Horsch sei das neue Werk in Brasilien die teuerste Einzelmaßnahme gewesen in der Unternehmensgeschichte erzählte Michael Horsch im Trecker Talk Podcast. Seit 2023 werden dort unter anderem auch Pflanzenschutz-Selbstfahrer gebaut – die Fertigungskapazität liege bei über 500 Selbstfahrern!
AMAZONEN-WERKE H. DREYER SE & Co. KG wagen erneut den Schritt nach Brasilien
➡ Das Unternehmen hat wenige Tage bevor die Agrishow ihre Tore öffnete verlautbart, dass man den brasilianischen Hersteller für Düngerstreuer MP Agro Máquinas Agrícolasvorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen in die AMAZONE-Gruppe integrieren werde. Diese Übernahme markiere einen bedeutenden Meilenstein für beide Unternehmen und signalisiere einen weiteren Schritt in Richtung Internationalisierung und Wachstum der AMAZONE-Gruppe in Südamerika.
➡ Der erste Schritt von Amazone nach Brasilien datiert auf das Jahr 2005 und endete letztlich mit einer krachenden Bauchlandung! Vor knapp 20 Jahren hatte man mit der heutigen Stara S/A – Indústria de Máquinas e Implementos AgrícolasS/A – einem der bedeutendsten Hersteller von landwirtschaftlichen Geräten in Rio Grande do Sul, gemeinsam 5,5 Millionen US-Dollar in den Bau einer neuen Fabrik in Não-Me-Toque, der Stadt investiert, in der das Unternehmen seinen Sitz hat. Die Kontrolle bei der neu ins Leben gerufenen Stara Sfil Amazone Pulverizadores S.A. lag bei 50:50 zwischen dem Unternehmen aus Rio Grande do Sul und dem deutschen Unternehmen – im gleichen Verhältnis sei auch der Investitionsbetrag aufgeteilt worden.
Stara ist einer der größten brasilianischen Hersteller von landwirtschaftlichen Geräten mit mehreren Werken. (Screenshot von der Homepage)
Letztlich platzte alles aber Stara nutzt weiterhin nicht nur die Hausfarben von Amazone.
➡ Im #TreckerTalkPodcast mit Dieter Dänzer hatte Christian Dreyer im letzten Jahr bereits angedeutet, dass man erneut daran arbeite wieder in Südamerika aktiv zu werden. Der Podcast ist über die NITT-Homepage sowie über alle bekannten Podcast-Plattformen wie Amazon, Deezer oder Spotify abrufbar und hält das Versprechen hinsichtlich #Erkenntnisgewinn!
CNH Industrial – Zusammenarbeit mit SATCOM: „Rugged & Connected“
CNH Industrial vermeldete auf der Agrishow, dass man mit der Zusammenarbeit den Landwirten erstmals einen flächendeckenden Zugang zum Internet über einen robusten Satellitenkommunikationsdienst (SATCOM) ermöglichen wolle. Mit Intelsat werde man den Kunden von Case IH, Steyr und New Holland eine SATCOM-Abdeckung bieten, die auf dem Markt ihresgleichen suche. Mit 60 Jahren Erfahrung im SATCOM-Bereich verfüge Intelsat über geosynchrone und erdnahe Umlaufbahnen. Ihre industrietauglichen Terminals hätten sich bereits in kritischen industriellen Anwendungen, einschließlich des Einsatzes im Militär und in Fluggesellschaften bewährt. Das streng getestete Terminal lasse sich leicht anschließen und halte nachweislich extremen Wetterbedingungen sowie den Vibrationen und Stößen stand, die durch landwirtschaftliche Geräte und Aktivitäten verursacht würden.
Dieses Angebot werde erstmals in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 für Landwirte in Brasilien zur Verfügung stehen, wo laut ConectarAgro’s Rural Connectivity Indicator nur 19 % der für die landwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung stehenden Fläche über einen Hochgeschwindigkeits-Internetzugang verfügen sollen. Die Kunden könnten sich darauf verlassen, dass ihre Case IH- und New Holland-Händler die Intelsat-Hardware installieren und unterstützen und den Service aktivieren. In der Folge planen die Unternehmen, ihre Zusammenarbeit auf die USA, Australien und andere Regionen auszuweiten.
CNH stärkt sein technisches Angebot mit AgTech-Lösungen
Gemeinsam mit Bem Agro wolle CNH Industrial aktuelle und künftige Lösungen, Dienstleistungen und die Reichweite der Präzisionstechnologie für die Landwirtschaft in Lateinamerika und im asiatisch-pazifischen Raum deutlich verbessern.
Der Investment-Arm CNH Ventures habe eine Minderheitsbeteiligung an Bem Agro übernommen – einem brasilianischen Start-up und bestehenden Lieferanten von CNH. Bem Agro setze KI ein, um jede Art von Luftbild von Feldern – einschließlich der von Maschinen, Drohnen und Satelliten aufgenommenen Bilder – in agronomische Kartierungsberichte umzuwandeln.
Bei der Zuckerrohr-, Getreide- und Faserernte, wo Landwirte mit schlechten Sichtverhältnissen konfrontiert sein können, würden die Karten von Bem Agro Orientierungslinien für Kurskorrekturen und die Reduzierung von Ernteschäden liefern. Die Unkrautkartierung von Bem Agro zeige bestimmte zu besprühende Bereiche an und minimiere so den Herbizideinsatz.
Die Investition folge auf eine mehr als fünfjährige erfolgreiche kommerzielle Partnerschaft mit Bem Agro. Derzeit nutze man deren Kartierungslösungen auf den Connected Platforms der Marken Case IH und New Holland für Zuckerrohrerntemaschinen, Traktoren und Sprühgeräte in Brasilien, Indonesien und Thailand.
CNH-Marken präsentieren auf der Agrishow in Brasilien FieldOpsTM
Dabei handle es sich um eine vielseitige und einfach zu bedienende Web- und Mobilgeräteplattform für das Datenmanagement landwirtschaftlicher Betriebe. FieldOps werde zeitgleich bei Case IH, New Holland und Steyr eingeführt und sei darauf ausgelegt, den Kunden sämtliche Arbeitsabläufe – von der Vernetzung seiner Maschinen bis hin zur Datenanalyse am Ende der Saison – zu erleichtern. Die komplett neu gestaltete Benutzeroberfläche straffe die Abläufe, vereinfache das Betriebsmanagement und stelle die Daten zur Verfügung, so das Unternehmen.
Statt heterogene Flotten mit mehreren unterschiedlichen Apps verwalten zu müssen, können Kunden alle ihre Maschinen an ein und derselben Stelle anzeigen und überwachen. Tools wie beispielsweise New Holland PLM Connect würden zentral auf der gleichen Plattform bereitgestellt. Die Kunden erhielten leichteren Zugriff auf ihre Feld- und Betriebsdaten und könnten ihre Maschinen jederzeit über die Web- und Mobilgeräteplattform FieldOps verwalten.
Dank der neuen Kooperation mit Intelsat, seit über 60 Jahren führend auf dem Gebiet der Satellitenkommunikation, habe man seitens CNH beim FieldOps-System mehrere Neuerungen realisieren können. Zu den wichtigsten Funktionen von FieldOps würden die Maschinenüberwachung in Echtzeit gehören. Dies schließe präzise Orts- und Arbeitsstatusdaten, die Remote- Desktopanzeige der Displays in den Kabinen für eine bessere Fahrerunterstützung, die Visualisierung von Agrardatenschichten für einzelne Felder im Verlauf der Saison sowie die Überwachung von Maschinenzustand und -einsatz ein, sodass Probleme, die schnelles Handeln erfordern, rasch erkannt werden sollen.
„Die Landwirtschaft verändert sich rasant und Landwirtschaftsbetriebe fragen uns zunehmend nach einfachen Lösungen für komplexe Probleme. Unsere Strategie ist es, die Kunden jederzeit in den Mittelpunkt zu stellen, und unsere Aufgabe ist es, technologische Produkte zu entwickeln, die ihnen zu höherer Produktivität verhelfen“, so Carlo Lambro, Brand President von New Holland.
John Deere baut derzeit Technologieentwicklungszentrum in Brasilien
Mit der Einrichtung des neuen Technologieentwicklungszentrums in Brasilien erwartet John Deere, die Entwicklungszeit für neue Lösungen je nach Projekttyp, um bis zu 40 % verkürzen zu können.
Der US-Konzern baut derzeit im brasilianischen Indaiatuba (SP) sein erstes Entwicklungs- und Testzentrum für die tropische Landwirtschaft in der Welt. Das Unternehmen werde rund 180 Mio. R$ (37 Mio. USD) in das Projekt investieren, um die Synergie zwischen den verschiedenen F&E-Teams zu fördern, die sich mit der Entwicklung und Validierung neuer Produkte und Technologien für die wichtigsten Produktionssysteme beschäftigen: Getreide, Zuckerrohr und Sonderkulturen.
Die Bauarbeiten für das neue Zentrum mit einer Fläche von 500.000 m² begannen im November 2023, das fertige Gebäude soll Ende 2024 übergeben werden. Rund 150 Mitarbeiter würden in dem Zentrum in den Bereichen Technik sowie Forschung und Entwicklung arbeiten wie John Deere verlautbarte.
“Im Bewusstsein der weltweit steigenden Nachfrage nach Nahrungsmitteln und der grundlegenden Rolle, die Brasilien in diesem Zusammenhang spielt, wird dieses Zentrum die Entwicklung von allem fördern, was für die tropische Landwirtschaft geeignet ist. Wir werden dem brasilianischen Markt einen schnelleren und besseren Service bieten als bisher”, wird Jahmy Hindman, CTO von John Deere, in der Meldung zitiert.
“Das Zentrum wird es ermöglichen, Produkte in Brasilien zu konzipieren und zu testen, wobei alle Variablen berücksichtigt werden: Boden, Klima, Konnektivität usw. Dadurch wird sichergestellt, dass die Lösungen schneller an die Kunden vor Ort geliefert werden, so dass kleine, mittlere und große brasilianische Produzenten noch produktiver, rentabler und nachhaltiger arbeiten können”, ist von Antonio Carrere, Vizepräsident für Vertrieb und Marketing in Lateinamerika, zu lesen.
Das Zentrum für Präzisionslandwirtschaft und Innovation (CAPI) des Unternehmens, das 2017 zur Erforschung und Entwicklung der neuesten Trends im Bereich der technologischen Effizienz für Landwirte mit Schwerpunkt auf dem Einsatz von Hard- und Software in der Präzisionslandwirtschaft gegründet wurde, werde nun ein integraler Bestandteil des neuen Zentrums in Indaiatuba sein.
John Deere ist seit 1979 in Brasilien vertreten. Damals erwarb das Unternehmen einen Teil des Kapitals von Schneider Logemann & Cia (SLC), einem Werk in Horizontina (RS), das den ersten selbstfahrenden Mähdrescher des Landes herstellte, und seine nachfolgenden Investitionen und Expansionen auf dem brasilianischen Markt folgen der Geschichte der Landwirtschaft in diesem Land. Mit dem neuen Zentrum unterstreiche das Unternehmen die Bedeutung der tropischen Landwirtschaft. Man investiere weiter in das Land, sowohl in die Produktentwicklung als auch in die Infrastruktur. Die eigenen Unternehmen in dem lateinamerikanischen Land beschäftigen derzeit zusammen mehr als 9.000 Menschen und stellen Maschinen her, die in mehr als 55 Länder exportiert werden.
Zu den Einheiten, die das Unternehmen bislang in Brasilien eingeweiht habe, gehörten:
➡ das Vertriebszentrum für Ersatzteile für Südamerika,
➡ das Schulungszentrum und das Zentrum für Präzisionslandwirtschaft und Innovation in Campinas (SP).
➡ Außerdem seien unter anderem das Regionalbüro für Lateinamerika in Indaiatuba (SP) eröffnet und
➡ die Werke in Catalão (GO), Horizontina (RS), Montenegro (RS) und Indaiatuba (SP) erweitert worden, um mehr Produkte vor Ort herzustellen.
John Deere hat außerdem diverse einheimische Unternehmen übernommen:
➡ Auteq Telemática, ein Unternehmen für Software und Bordcomputer,
➡ PLA, ein Hersteller von Sprühgeräten,
➡ Unimil, das auf Ersatzteile und Kundendienst für Zuckerrohrerntemaschinen spezialisiert ist,
➡ Ciber, das zur Wirtgen Group gehört, einem Anbieter von Pflaster- und Straßenbaulösungen, der 2017 von John Deere übernommen wurde.
AGCO: Markteinstieg von Fendt in Brasilien mit Großmaschinen
Auf der Agrishow 2019 erfolgte der Markteinstieg von Fendt in Brasilien – seinerzeit wurden unter anderem verschiedene Modelle des Großmähdreschers Fendt IDEAL präsentiert.
Der AGCO-Konzern verfügt in dem Land über sieben Standorte und produziert Traktoren, Mähdrescher und Motoren für die Marken Massey Ferguson und Valtra. Auf der Agrishow 2019 erfolgte der Markteinstieg von Fendt in Brasilien – seinerzeit wurden zwei Modelle des Großtraktors Fendt 1000 Vario sowie verschiedene Modelle des Großmähdreschers Fendt IDEAL präsentiert. Als Weltpremiere stellte man damals die neue Einzelkornsämaschine Fendt MOMENTUM vor.
Wie viele Vertriebspartner mittlerweile für die Marke Fendt gewonnen werden konnten? In einer auf 2022 datierten Pressemitteilung war die Rede von 22 Fendt-Standorte in Brasilien. Seinerzeit hatte die Vamos Gruppe im brasilianischen Primavera do Leste, Mato Grosso, den größten Fendt Vertriebsstandort mit einer Gebäudefläche von 4.475 Quadratmetern eröffnet. Die Gesamtfläche des Geländes betrage 50.000 Quadratmeter und das Investitionsvolumen habe bei rund 20 Millionen Dollar gelegen.
Im brasilianischen Primavera do Leste, Mato Grosso, hatte Vamos im Jahr 2022 den größten Fendt Vertriebsstandort mit einer Gebäudefläche von 4.475 Quadratmetern eröffnet
Die börsennotierte Vamos Gruppe verkauft und vermietet Land- und Baumaschinen in elf Bundesstaaten in Brasilien und ist einer der Fendt Vertriebspartner in Brasilien. Die Gruppe hat ihren Hauptsitz in Sao Paulo und beschäftige mehr als 2.000 Mitarbeitende an über 60 Standorten, davon neun Fendt-Standorte in den Bundesstaaten Mato Grosso, Goiás und Mato Grosso do Sul.
Jacto hat in 2024 neue Fabrik nach Industriestandard 4.0 eingeweiht
Außer in Brasilien hat Jacto auch Fabriken in Argentinien und Thailand. Der Hauptsitz in Pompeia bleibt aktiv.
Jacto gehört zu den größten, in Brasilien ansässigen Landtechnik-Herstellern. Vor kürzerem wurde verlautbart, dass man eine weitere neue Fabrik in Paulpolis, im Bezirk Pompeia (SP), eingeweiht habe. Das Unternehmen blicke auf eine über 75-jährige Geschichte zurück, die mit dem Gründer Shunji Nishimura im Jahr 1948 in Pompeia, SP, begonnen habe. Mit Fabriken in Brasilien, Argentinien und Thailand, einem Handelsbüro und einem Vertriebszentrum in Mexiko und den Vereinigten Staaten verkaufe Jacto seine Produkte in mehr als 100 Länder.
Jacto zeigte auf der Agrishow sein umfassendes Sortiment an Hightech-Produkten, das von Beschneidungswerkzeugen und tragbaren Sprühgeräten bis hin zu großen Maschinen zum Sprühen, Düngen, Pflanzen und Ernten von Kaffee und Zuckerrohr sowie Reinigungs- und Sanitärsystemen und -dienstleistungen reicht. (Foto: Screenshot LinkedIn Borja Mendieta)
Das Unternehmen biete auch Lösungen und Dienstleistungen für die Präzisions- und digitale Landwirtschaft an und sorge für eine immer nachhaltigere Produktion.
“Mit großer Freude teilen wir diesen Moment mit unseren Kunden, Partnern, Freunden und der gesamten Gemeinde Pompeia. Die Entscheidung, hier zu bleiben, war eine Entscheidung, die unserem Engagement für die Region und die lokale Gesellschaft Rechnung trug. Wir können auf eine 75-jährige Geschichte zurückblicken, die auf grundlegenden Werten beruht, die es uns ermöglicht haben, so weit zu kommen, und die auch weiterhin für das Wachstum und die Langlebigkeit unseres Unternehmens von wesentlicher Bedeutung sind”, wird der Sohn des Firmengründers Ricardo Nishimura, Vorsitzender des Verwaltungsrats, zitiert.
Mit einer bebauten Fläche von 96.000 Quadratmeter folge das Werk in Paulpolis den Grundsätzen der Industrie 4.0 mit hochmodernen und nachhaltigen Technologien und Einrichtungen. Das Werk verfüge über ein automatisiertes Lackiersystem, Materialtransport durch autonome Fahrzeuge (AGVs) und andere Spitzentechnologien, die vollständig in das MES-System (Manufacturing Execution Systems) integriert seien, mit Online-Überwachung und Koordination des gesamten Produktionsprozesses. Um sicherzustellen, dass die Produktion des Werks online und integriert ist, habe Jacto in den Aufbau eines privaten 5G-Mobilfunknetzes investiert, das von Anatel genehmigt wurde.
Ein weiteres Highlight des neuen Werks seien die Solarpaneele, die die Verantwortung des Unternehmens für die Umwelt unterstreichen würden. Rund 12.000 Solarpaneele seien installiert worden, um Strom zu erzeugen, und bis zu 90 Prozent des Wassers, das in den Prozessen des Werks verwendet wird, zu recyclen.
Das Gelände, auf dem die Fabrik stehe, beherbergte früher das Forschungs- und Entwicklungszentrum von Jacto. Jetzt befindet sich dort auch das Schulungszentrum des Unternehmens, das zuvor auf einem Teil des Geländes der Shunhimura Technology Foundation, ebenfalls in Pompeia, untergebracht war. “Wir eröffnen ein neues Schulungszentrum mit mehr Ressourcen und größeren Qualifizierungskapazitäten, sowohl für unser Team von Master Resellern als auch für unsere internen Kundenbetreuer. Damit bekräftigen wir unser Ziel, der Hersteller mit dem besten Verkaufspersonal auf dem Markt anerkannt zu werden”, sagt Fernando Goncalves, Präsident von Jacto.
Jost investiert in Brasilien und übernimmt Crenlo do Brasil übernommen
Die seit 2017 börsennotierte Jost Werke SE mit Sitz in Neu-Isenburg haben das eigene Produktportfolio durch weitere Übernahmen ergänzt. Zeitgleich mit dem dänischen Unternehmen LH Lift hat Jost das brasilianische Unternehmen Crenlo do Brasil erworben und damit Zugang zur brasilianischen Industrie für Off-Highway-Nutzfahrzeuge und Landwirtschaftsmaschinen erhalten. Crenlo do Brasil hat seinen Hauptsitz in Guaranésia, Brasilien, und fertigt seit über 23 Jahren Produkte für die Landwirtschafts-, Bergbau-, Bau- und Forstmaschinenindustrie in Brasilien.
Jost gilt als ein weltweit führender Hersteller und Lieferant von sicherheitsrelevanten Systemen für die Nutzfahrzeugindustrie. Mit 4.283 Beschäftigten wurde im Geschäftsjahr 2023 ein Umsatz von 1,25 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die bereinigte EBIT-Marge betrug 14 %. Unter der Dachmarke Jost gliedert sich das umfangreiche Produktportfolio in Systeme für die Straße und die Landwirtschaft auf:
Unter der Marke Jost werden Sattelkupplungen, Stützwinden, Kugellenkkränze, Königszapfen, Containerverriegelungen und Bauteile für Wechselsysteme sowie Trailer- und Truckachsen hergestellt und vertrieben. Unter der Marke Tridec werden Lenksysteme und Achsaufhängungen für Trailer angeboten. Die Kernprodukte der im Jahr 2001 übernommenen Traditionsmarke Rockinger sind mit Anhängekupplungen, Zugösen und Zuggabeln im Nutzfahrzeug-Bereich aber auch im Landtechnik-Bereich stark vertreten. Der schwedische Hersteller Alö mit der Marke Quicke – er gehört seit Februar 2020 zu Jost – ist auf die Herstellung landwirtschaftlicher Frontlader und Arbeitsgeräte spezialisiert.
Der kombinierte Kaufpreis für die beiden Unternehme habe bei 56 Mio. Euro gelegen und sei vollständig mit Barmitteln und bestehenden Kreditlinien finanziert worden.
Joachim Dürr (Vorstandsvorsitzender der Jost Werke SE) wird in der seinerzeitigen Pressemitteilung zitiert: “Die Akquisitionen von Crenlo do Brasil und LH Lift sind entscheidende Schritte für die strategische Expansion von JOST im Landmaschinenmarkt. Mit diesen Übernahmen und unseren Investitionen in ein neues Werk in Indien bauen wir unsere globale Präsenz in Südamerika und Asien deutlich aus und stärken unsere Marktposition in Europa zusätzlich. Gleichzeitig erweitern wir unser Leistungsangebot um neue Produkte mit einem signifikanten Wachstumspotenzial weltweit. Die zwei Übernahmen erhöhen den Konzernumsatz von JOST sofort um rund 100 Mio. EUR und bringen darüber hinaus zusätzliche Chancen, unser Off-Highway-Geschäft mit neu entstehenden Cross-Selling-Möglichkeiten schnell zu steigern. Gemeinsam werden wir JOST zu einem noch attraktiveren Partner für landwirtschaftliche OEMs machen, indem wir unsere Kunden mit einer breiten Palette innovativer Produkte und Systeme weltweit versorgen. Außerdem können wir damit die Komplexität der Lieferketten für unsere globalen Kunden reduzieren.”
Zielgruppengerechtes Consulting
Der New Ideas Think Tank veranstaltet zusammen mit dem Berlin Institute für Supply Chain Management am 11. und 12. September 2024 den 5. AGRITECH Summit in Augsburg unter dem Motto „End-to-End – Vertrieb trifft auf Supply Chain Management“. Anlässlich Europas führender Konferenz zur Lieferkette in der Landtechnik, verleihen wir zum einen den Award „TOP Retailer – Landtechnik 2025“ und zum anderen den „AfterSales-Excellence-Award 2025“ an Landmaschinen-Fachhändler. Beim letzten Summit waren über 300 Führungskräfte aus 140 Unternehmen vor Ort und mehr als 50 davon haben sich in der Ausstellung präsentiert. Der aktuelle Anmeldestatus lässt erwarten, dass die letztjährigen Zahlen wohl deutlich überschritten werden.
Sie möchten einige der einflussreichsten Personen der Branche treffen? Das ist Ihre Chance. Der AGRITECH Summit ist die richtige Veranstaltung für Sie. Aber unabhängig davon, kann der NITT dank seines weitreichenden Netzwerkes nicht nur zu all den im Beitrag aufgeführten Unternehmen Kontakte herstellen.
Lassen Sie uns gemeinsam Ihren Erfolg planen! Haben Sie Fragen oder Anregungen, dann bitte eine Mail schicken an dieter.daenzer@newideasthinktank.de – wir melden uns umgehend!
Dieter Dänzer
Geschäftsführer bei der New Ideas Think Tank GmbH, dem #Nr 1 Business Inkubator und Accelerator in der Agritech- und Off-Highway-Branche _ Herausgeber #TreckerTalk _ Jury Member of TOTY-Awards #TactorOfTheYear
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